Wenn Landwirte Tee brauen

Naturnahe Bodenbewirtschaftung ohne Kunstdünger – dies hat sich Schloss Herdern auf die Fahne geschrieben. Das Geheimnis liegt in einem besonderen Tee, den die Landwirte aus Kompost brauen.

 

Schloss Herdern verabschiedet sich von der konventionellen Landwirtschaft. Sukzessive werden die einzelnen Teilbereiche auf regenerativ umgestellt, wobei der Bodenbewirtschaftung eine ganz besondere Bedeutung zukommt.

 

Peter Furger und seine Mitarbeiter bearbeiten nur noch die obersten Bodenschichten. «Der Pflug hat praktisch ausgedient», so der Leiter Landwirtschaft von Schloss Herdern. Pflanzenreste werden mit Fermenten angereichert und in den Pflanzboden eingebracht. Die kleinen Helfer dabei sind Bakterien und Pilze, die den Humusaufbau fördern und dafür sorgen, dass Wasser besser in den Boden einsickern kann. «Grundsätzlich muss der Boden immer bewachsen sein, damit durch die Fotosynthese Zucker als Nährstoff für Bakterien und Pilze zur Verfügung steht», so Peter Furger. Auch die Belüftung des Bodens gehöre neu zur Bodenbewirtschaftung. 

 

Ein wichtiges Geheimnis der regenerativen Bodenbewirtschaftung heisst «Komposttee». Mit Tee im bekannten Sinne hat Komposttee allerdings wenig zu tun. Peter Furger klärt auf: «Komposttee ist ein flüssiger Dünger, der durch den Einsatz von Kompost und anderen organischen Materialien hergestellt wird und den Pflanzen Nährstoffe, Mikroorganismen und andere wichtige Substanzen zur Verfügung stellt.»

 

Ihren Komposttee brauen die Landwirte mit der neu angeschafften Komposttee-Maschine. Sie benötigen dazu lediglich eine Charge von gut verrottetem Kompost. Dieser wird in ein Netz oder einen Sack gelegt («Teebeutel»!) und in einen Behälter mit Wasser gehängt. Das Verhältnis von Kompost zu Wasser beträgt etwa 1:10 bis 1:20. Den Behälter platziert Peter Furger anschliessend an einem warmen, sonnigen Ort, um die Vermehrung der Mikroorganismen zu fördern.

Mit dem Prozess werden die Mikroorganismen aus dem Kompost gefiltert und vermehrt. Den fertigen Tee tragen die Landwirte anschliessend direkt auf die Böden aus.

 

Komposttee verbessert die Bodengesundheit, denn er enthält eine Vielzahl von nützlichen Bakterien, Pilzen und anderen Mikroorganismen. Diese helfen bei der Zersetzung von organischem Material, verbessern die Bodenstruktur und fördern das Pflanzenwachstum. Komposttee ist eine reichhaltige Quelle von Nährstoffen, die von Pflanzen aufgenommen werden können – etwa Stickstoff, Phosphor und Kalium. Der Tee ersetzt zu einem guten Teil synthetische Düngemittel und reduziert damit die Umweltbelastung. Ausserdem hilft Komposttee dabei, die Bodenfruchtbarkeit zu erhöhen, indem er das Wachstum von nützlichen Mikroorganismen im Boden fördert. Dadurch können Pflanzen langfristig besser gedeihen, womit auch der Ertrag steigt.

 

Die neue Komposttee-Maschine bilde einen weiteren, wichtigen Meilenstein auf dem Weg zur regenerativen Landwirtschaft bei Schloss Herdern, sagt Peter Furger. «Bodenbewirtschaftung mit Komposttee ist bestechend einfach – aber ein grosser Gewinn für die Natur und unseren Betrieb.»