Auf Umwegen zum Ziel

Nicht immer verläuft das Leben in geordneten Bahnen. Dies zeigt der Lebenslauf unseres ehemaligen Bewohners ganz eindrücklich. Von Kindsbeinen an hatte er mit erschwerenden Umständen zu kämpfen. Eine Diagnose gab es lange nicht, doch lässt die innere Unruhe und die enormen Schwierigkeiten unter anderem auf ADHS schliessen. Bereits als 14-Jähriger konsumiert er Alkohol, um Entspannung zu finden und steigert den Konsum im weiteren Lebensverlauf auf Mengen, die für viele unvorstellbar sind. Obgleich er sich beruflich und familiär gut entwickelt, bricht im mittleren Lebensalter alles zusammen und bringt ihn, nach zahlreichen Klinikaufenthalten, zu uns ins Schloss Herdern. Natürlich hadert er zu Beginn mit seiner Situation, bedeutet dies doch für die meisten unserer Bewohnenden Endstation. Es gelingt ihm jedoch, nach Startschwierigkeiten, Fuss zu fassen und etwas zur Ruhe zu kommen. Wer ihm begegnet, erscheint er unnahbar, beinahe arrogant. Kommt man mit ihm ins Gespräch, zeigt sich hinter dem robusten, kräftigen Äusseren jedoch ein sensibler, zerbrechlicher Kern. Er ist ein Mensch, den vieles bewegt und beschäftigt. Seine äussere Erscheinung verheimlicht die innere Unruhe. Diese indes bleibt.

 

Den einst sehr hohen Konsum reduziert er durch die kontrollierte Alkoholabgabe dennoch auf ein vertretbares Mass und so gelingt es ihm, seine einst erlernten, beruflichen Fähigkeiten wiedereinzusetzen. Nach und nach gewinnt er sein Selbstvertrauen zurück, wagt schliesslich den Schritt in die Selbständigkeit und verlässt Schloss Herdern nach 5 Jahren. Er kehrt zurück in die Selbstbestimmtheit, wo er auch im ersten Arbeitsmarkt eine Anstellung findet. Beim gemeinsamen, abschliessenden Gespräch ist er voller Zuversicht und Hoffnung. Zweifel sind hier fehl am Platz und unzulässig. Es ist der Wunsch, in eine sichere Zukunft zu gehen. Wir drücken ihm die Daumen und freuen uns, dass wir ihn auf einer Teilstrecke haben begleiten dürfen.